
Deutsches Team
Neid-Elf ringt Italien nieder - Jetzt gegen Schweden
Ines Bellinger, sportschau.de
Titelverteidiger Deutschland hat sich ins Halbfinale der Europameisterschaft gekämpft. Ein Tor von Simone Laudehr entschied die Partie gegen Italien. Nun wartet Gastgeber Schweden.
Mit Haken und Ösen, am Ende aber hochverdient sind die deutschen Fußballerinnen ins EM-Halbfinale eingezogen. Der Titelverteidiger steigerte sich am Sonntag (21.07.13) vor allem in puncto Kampf und Einsatzfreude enorm und zwang Italien mit 1:0 (1:0) in die Knie. Das Tor des Tages erzielte die starke Simone Laudehr in der 26. Minute. Spielerisch ließ der Auftritt des Rekordeuropameisters über weite Strecken erneut zu wünschen übrig. Weil ein zweiter Treffer einfach nicht gelingen wollte, wurde das Viertelfinale vor 9.265 Zuschauern in der Växjö Arena in der zweiten Hälfte zur Zitterpartie. Im Kampf um den Einzug ins Endspiel gibt es nun einen echten Knüller. Das DFB-Team trifft am Mittwoch (24.07.13/20.30 Uhr live im ZDF und im Live-Ticker hier bei sportschau.de) in Göteborg auf die bisher so überzeugenden Schwedinnen. Der Gastgeber fertigte Außenseiter Island im Viertelfinale mit 4:0 ab. Gegen Schweden haben die deutschen Frauen 14 von bisher 20 Spielen gewonnen, darunter das WM-Finale 2003 und das EM-Finale 2001 jeweils durch ein Golden Goal.
Neid: "Haben gekämpft bis zum Umfallen"
"Wir haben gegen ausgebuffte Italienerinnen stark dagegengehalten und gekämpft bis zum Umfallen. Ich bin total stolz auf die Mannschaft", sagte Bundestrainerin Silvia Neid, der zwei Jahre nach dem bitteren Ausscheiden im Viertelfinale der Heim-WM die Erleichterung über den Einzug ins EM-Halbfinale deutlich anzumerken war. "Wir sind sehr froh, wieder unter den besten Vier in Europa zu sein", sagte die 49-Jährige. Gegen Gastgeber Schweden sieht sie ihre Mannschaft nicht in der Favoritenrolle "Die Schwedinnen haben eine ganz starke Mannschaft, sie sind der absolute Top-Favorit bei diesem Turnier."
Neuer Abschnitt
Deutsches Team
Deutschland stürmt dank Laudehr ins Halbfinale
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Bundestrainerin Silvia Neid sieht vor der Viertefinal-Partie ihrer deutschen Mannschaft gegen Italien betrübt aus. Die Kritik nach der Niederlage gegen Norwegen hat Spuren hinterlassen.
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Um den Druck von Neid zu nehmen, stellte sich die Spitze des DFB rund um Präsident Wolfgang Niersbach demonstrativ hinter die Trainerin und ihre Mannschaft. Niersbach...
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... sowie sein Amtsvorgänger Theo Zwanziger weilen gegen Italien im Stadion, um die deutschen Spielerinnen zu unterstützen.
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Das Spiel beginnt wie erwartet. Die deutsche Mannschaft sieht sich einer defensiv gut aufgestellten italienischen Mannschaft gegenüber, die Angriffsbemühungen früh unterbindet.
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Die erste Torchance haben die Italienerinnen: Einen Freistoß vom rechten Flügel köpft Saskia Bartusiak (Mitte) auf die eigene Latte. Nadine Angerer muss oder kann nicht mehr eingreifen.
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Deutschland erhöht schließlich Mitte der ersten Hälfte den Druck und kommt zu Torchancen.
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In der 26. Minute trifft Simone Laudehr (Nummer 6) zur 1:0-Führung. Nach einer Ecke von rechts kommt der Ball eher zufällig zu der lauernden Laudehr. Ihr Schuss wird noch abgefälscht und trudelt aus acht Metern ins Tor.
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Celia Okoyino da Mbabi (r.) gratuliert ihr als Erste, ...
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... bevor auch die restlichen Spielerinnen sie beglückwünschen. Die Erleichterung über den Führungstreffer ist groß.
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Italien ist nun gefordert, bis zur Pause fällt den Frauen vom Stiefel jedoch nicht viel ein. Es bleibt nach 45 Minuten beim 1:0 für Deutschland.
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Im zweiten Durchgang erhöhen die "Azzurre" die Schlagzahl, aber auch die deutschen Spielerinnen kommen nun zu Möglichkeiten. Das Spiel wird offener und abwechslungsreicher.
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In der Schlussphase sieht Bundestrainerin Neid mit Erleichterung, dass sich ihr Team in einer kräftzehrenden Partie nicht in die Defensive drängen lässt, ...
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... sondern in der Offensive immer wieder Nadelstiche setzt. An der unermüdlich rackernden Laudehr (r.) nehmen sich ihre Mitspielerinnen ein Beispiel und bringen das Ergebnis über die Zeit.
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Geschafft! Neid (l.) und Lena Goeßling freuen sich über den Einzug ins Halbfinale. Dort wartet Gastgeber Schweden auf die DFB-Frauen.
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Bevor es jedoch so weit ist, genießen die Spielerinnen den Jubel mit den deutschen Fans. Auf ihre Unterstützung kommt es auch am Mittwoch in Göteborg wieder an.
Marozsan überraschend auf der Bank
Italiens Trainer Antonio Cabrini weiß, wie sich große Siege gegen Deutschland anfühlen. Während Italiens Frauen nur einmal in einem Pflichtspiel gegen die DFB-Auswahl gewinnen konnten (im EM-Halbfinale 1993 nach Elfmeterschießen), stand der heutige Frauen-Coach in jener italienischen Mannschaft, die im WM-Finale 1982 in Madrid Deutschland mit 3:1 bezwang. Cabrini hatte seine stärkste Mannschaft aufgeboten und griff mit drei Spitzen an. Neid ließ überraschend Spielmacherin Dzsenifer Marozsan auf der Bank, die gegen Norwegen (0:1) bei der ersten EM-Pleite seit 20 Jahren untergegangen war. Für sie stand Anja Mittag in der Startelf. Die für Malmö stürmende Offensivspielerin nahm Marozsans Platz im zentralen Mittelfeld ein. Jennifer Cramer kehrte nach ihrer Gelbsperre auf die Linksverteidiger-Position zurück, Leonie Maier, deren Tor beim 4:2 im Test gegen Japan von den Sportschau-Zuschauern zum "Tor des Monats Juni" gewählt worden ist, rückte in der Abwehrkette wieder nach rechts. Laudehr begann diesmal für Melanie Leupolz im linken Mittelfeld, weil Neid das Wolfsburger Sechser-Pärchen mit Nadine Keßler und der genesenen Lena Goeßling nicht auseinander reißen wollte.
Laudehrs Tor bringt keine Sicherheit
Vor den Augen von DFB-Präsident Wolfgang Niersbach entwickelte sich ein zerfahrenes Kampfspiel, in dem sich beide Teams keinen Raum zum Kombinieren ließen. In den Zweikämpfen gegen die bekanntermaßen giftig agierenden Italienerinnen wichen die deutschen Kickerinnen nicht einen Zentimeter zurück. Vor allem die junge Lena Lotzen lieferte sich auf der rechten Seite leidenschaftliche Duelle mit Raffaella Manieri. Die einzige deutsche Spitze, Celia Okoyino da Mbabi, wurde von den italienischen Verteidigerinnen an die Kette gelegt. Ans Tor näherten sich beide Mannschaften zunächst nur über Standardsituationen an. Folgerichtig fiel der Führungstreffer für das DFB-Team nach einer Ecke von Goeßling. Die Italienerinnen bekamen den Ball nicht aus dem Strafraum, Laudehr nahm aus acht Metern Maß, traf den Ball nicht richtig, doch unter Mithilfe der Italienerin Elisa Bartoli rollte die Kugel ins Tor. Es war Laudehrs 15. Tor im 63. Länderspiel - Sicherheit gab es ihrer Mannschaft nicht. Die "Azzurre" hätten ein 1:1 zur Pause verdient gehabt. Zunächst klärte Maier gegen Panico auf der Linie (32.), vier Minuten später Strich ein Kopfball von Elisa Camporese nach Flanke von Melania Gabbiadini nur Zentimeter über die Querlatte. Torhüterin Nadine Angerer hätte keine Abwehrchance gehabt.
Laudehr an den Pfosten, Marozsan an die Latte

Stürmerin Melania Gabbiadini (vorn) zählte erneut zu den besten Italienerinnen
Die Italienerinnen drückten auch nach Wiederanpfiff auf den Ausgleich, und zum Glück für das DFB-Team waren sie im Abschluss nicht wirklich effektiv. Panico kam frei im Strafraum zum Schuss, zielte aber über das Tor (52.). Zu der Zeit war Marozsan bereits für Mittag ins Spiel gekommen. Die Frankfurterin nahm sich die Kritik von Neid zu Herzen und suchte selbst den Abschluss - und zwar aus jeder Lage. Gemeinsam mit Laudehr sorgte Marozsan nun dafür, dass sich das DFB-Team aus der Umklammerung lösen konnte. In der 65. Minute wäre die 21-Jährige für ihren Einsatz fast belohnt worden, doch Chiara Marchitelli bewies, dass sie zu den besten Torhüterinnen des Turniers in Schweden zählt. Laudehr traf nach einer Ecke in der 85. Minute noch den Pfosten. Marozsan zirkelte einen Freistoß aus 18 Metern an die Latte (89.). In den letzten 20 Minuten musste die Neid-Elf ohne Okoyino da Mbabi auskommen. Die Torjägerin, mit zwei Toren die bisher beste deutsche Schützin im Turnier, erlitt eine Zerrung im Oberschenkel. "Für Celia wird es sehr eng", sagte Neid mit Blick auf das Schweden-Spiel.
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Stand: 21.07.13 21:13 Uhr